Heiliger Sebastian

Sebastians-Pestbild von 1490

Sebastians-Pestbild von 1490

Das Oettinger Sebastians-Pestbild von 1490 ist das wertvollste Kunstwerk der Stadtpfarrkirche. Es vereint die Darstellungen einer Schutzmantelmadonna (links) und eines selten so dargestellten Schutzmantel-Sebastian (rechts) unter der Glorie von Gottvater. Die Pestpfeile, die er mit seinem Bogen abschießt, werden auf die Fürsprache des Pestheiligen St. Sebastian und der Muttergottes abgebrochen. In der unteren Hälfte des Bildes fallen alle gesellschaftlichen Stände mit ihren charakteristischen zeitgenössischen Trachten der Pest zum Opfer: Bürgersfrau, Graf, Papst, Bischof, Mönch, Kaiser, Ritter, Bürger und Hofnarr – vor Gott sind im Tode alle gleich. Wer jedoch unter dem Schutzmantel seine Zuflucht genommen hat, bleibt verschont. Bei Maria finden die Geistlichen Schutz, bei Sebastian die Familien. Die ungewöhnliche Form des auf Holz gemalten Pestbilds erklärt sich daraus, dass es zu seiner Entstehungszeit über dem Torbogen beim Ausgang zum Hauptportal Platz gefunden hatte.

Das Leben des Heiligen Sebastian

Sebastiansbüste von 1784

Sebastiansbüste von 1784

Sebastian war ein junger Offizier der kaiserlichen Leibgarde in Rom. Er bekannte sich öffentlich zum Christentum. Als Kaiser Diokletian erfuhr, dass der von ihm geschätzte Soldat ein Christ war, ließ er ihn verhaften, an eine Säule binden und von Bogenschützen erschießen.  Im Glaube Sebastian sei tot, ließ man ihn liegen. Er war jedoch nicht tot. Die fromme Witwe Irene (Gedenktag 21.02.) fand ihn und pflegte ihn wieder gesund. Nach seiner Genesung kehrte Sebastian zu Diokletian zurück und bekannte sich erneut zum Christentum. Der Kaiser befahl daraufhin, ihn mit Keulen im Circus zu erschlagen. Seinen Leichnam warf man daraufhin in die Cloaca Maxima, einen städtischen Abflussgraben in der Nähe des Tiber, woraus er von Christen geborgen und “ad catacumbas” (deutsch: “in der Senke”) beerdigt wurde. Der Heilige Sebastian ist der Schutzpatron der Sterbenden, gegen die Pest, Schutzheiliger der Eisenhändler, Töpfer, Zinngießer, Gerber, Soldaten, Kriegsinvaliden und außerdem der des Rieses. Sein kirchlicher Gedenktag ist der 20. Januar.

Sebastiansstatue von 1762

Sebastiansstatue von 1762

Im „Andachtsbüchlein zur Verehrung des hl. Sebastian“ aus dem Jahr 1934 werden die Anfänge unserer Pfarrkirche sehr anschaulich beschrieben: „Auf dem Platze, wo heute das Schiff der Stadtpfarrkirche mit dem Turme sich erhebt, stand bis zum Jahre 1467 das Haus eines Schuhmachers. Der machte nun seiner Familie den Vorschlag, am Fest des hl. Sebastian einen Fasttag zu halten, damit Gott auf die Fürbitte des heiligen Blutzeugen ihn und seine Familie in allen vorfallenden Krankheiten und Seuchen bewahren möge. Frau und Kinder waren damit einverstanden, nur eine Tochter wollte sich zum Fasten nicht verstehen und schnitt deswegen von einem Laib Brot ein Stück ab, aus welchem dann Blut floss. Als das Wunder im Hause des Schuhmachers dem Grafen Ulrich zu Oettingen hinterbracht wurde, erwarb er das Haus, das vorerst nur zu Privatandachten verwendet wurde. Der Umbau des Hauses zu einer Kapelle zu Ehren des hl. Sebastian begann im Jahre 1469. Darüber unterrichtet uns die Inschrift unter der Nische des südöstlichen äußeren Schiffabschlusses gegenüber dem heutigen Gruftgarten,welche lautet: „Anno Domini 1469 am Sebastianstag hat der Wohlgeborene Herr Ulrich, Graf zu Oettingen, Stifter, Gott zu Ehren dies Gotteshaus angefangen zu bauen in der Ehre des Heiligen Himmelsfürsten St. Sebastian.“