Stadtpfarrkirche

Stadtpfarrkirche St. Sebastian in OettingenDie heutige katholische Stadtpfarrkirche St. Sebastian hat ihren Ursprung in einem Blutwunder, das sich am Sebastianstag, dem 20. Januar 1467 an dieser Stelle ereignet haben soll. Graf Ulrich, dessen Statue an der Turmfassade über dem Hauptportal angebracht ist, ließ eine Kapelle erbauen, die bald zu einer Kirche vergrößert wurde. Zeitweise existierte hier eine beachtliche Wallfahrt. St. Sebastian gilt als Schutzheiliger gegen die Pest und ist der Schutzpatron des Rieses. Bis heute bringen die Wemdinger, begründet in einem Gelübde aus dem Jahr 1647, in einer großen Prozession alle 20 Jahre eine Pestkerze nach Oettingen, zuletzt 2012. Sie ist neben dem Pestbild von 1490 rechts neben dem Chor zu sehen. In der Krypta befindet sich neben einem gotischen Geißelheiland, einer Schmerzensmutter und einer barocken Sebastiansfigur eine Sebastiansreliquie. Die Kirche selbst wurde in Folge der konfessionellen Aufteilung der Stadt 1563 zur katholischen Pfarrkirche. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kirchenschiff wegen Baufälligkeit abgerissen und zwischen dem gotischen Hochchor und dem gotischen Kirchturm neu eingefügt. Die neugotische Innenausstattung von 1850 wurde bei der Renovierung 1959-1963 entfernt. Im Zuge der Liturgiereform schuf Prof. Elmar Hillebrand aus Köln zwischen 1960 und 1978 einen zentralen Volksaltar, Kanzel, Tabernakelsäule, Ambo, Taufstein, Osterkerzenleuchter, Chorbogenkreuz und Chorgestühl. Einige heute aufgestellte Figuren im Kirchenschiff, Anna Selbdritt, Hl. Sippe und die Pietá, stammen aus der St.-Anna-Kapelle an der Wörnitz. Die vier Evangelisten im Altarraum, das Missonskreuz, Muttergottes mit Kind und Heiliger Josef sowie die Heiligenfiguren Franz Xaver und Aloisius von Gonzaga links und rechts neben der Steinmeyer-Orgel gehören zum neugotischen Altarbestand.

 

Chronologie der Stadtpfarrkirche St. Sebastian in Oettingen i. Bay.

1469

Aufgrund eines Wunderberichtes am Sebastianstag beginnt Graf Ulrich zu Oettingen mit dem Bau der Sebastianskirche als Wallfahrtskirche

1471

Der gotische Kirchturm wird fertiggestellt und erhält 15 Jahre später ein spitzes Turmdach. Der Turm ist unverändert erhalten.

1480

Über dem Turmportal wird ein monumentales Holztafelbild angebracht, das Maria und Sebastian als Schutzmantelfiguren zeigt.

1542

Im Zuge der Reformation wird die bisherige Wallfahrtskirche St. Sebastian zur Pfarrkirche für den katholischen Teil der Bevölkerung.

1566

Im Turm werden drei neue Glocken aus einer Nürnberger Glockengießerei aufgehängt, die bis heute erhalten sind.

1644

Der Jesuitenorden übernimmt die Seelsorge und Wallfahrtsbetreuung an St. Sebastian und wirkt über 130 Jahre in Oettingen.

1663

Der Kirchenbau wird auf der Ostseite durch den bis heute erhaltenen Hochchor und die darunter liegende Krypta erweitert.

1680

Das Innere der Kirche wird mit Stuckgewölbe und Altären im Stil des Barock ausgestattet.

1841

Das Kirchenschiff ist so baufällig, dass es innen und außen mit Balken abgestützt werden muss.

1849

Das Langhaus zwischen Chor und Turm wird abgebrochen, die barocke Ausstattung und Votivgaben der Wallfahrer werden versteigert.

1850

Das neue Kirchenschiff wird nach den Plänen des Münchener Architekten Anton von Braunmühl (1820-1858) fertiggestellt.

1851

Altäre und Kanzel aus der Werkstatt des Münchener Bildhauers Johann Nepomuk Petz (1818-1880) werden eingeweiht.

1882

Der Münchener Architekt und Holzbildhauer Josef Anton Müller (1839-1910) beginnt mit Umbau und Erweiterung des Altarensembles.

1892

Die Neugestaltung von Altären, Kanzel, Emporen, Holzdecke, Glasfenstern und Raumschale im Stil der Neugotik ist vollendet.

1960

Alle neugotischen Ausstattungsteile werden entfernt und der Altarraum durch Prof. Elmar Hillebrand aus Köln neu gestaltet.
Altarraum von St. Sebastian

Altarraum von St. Sebastian

St. Sebastian Oettingen 2014 - Foto: German Groß

St. Sebastian Oettingen 2014 – Foto: German Groß