Kirchenglocken

Glocke der Stadtpfarrkirche St. Sebastian

Die größte Glocke in "ges"

In der Festschrift „450 Jahre St. Sebastian in Oettingen“ schrieb Siegfried Fritscher im Oktober 1992: „Wir betreten die einschiffige Kirche durch den Turm, wo in alter Zeit an den herabhängenden Seilen die Glocken, fünf an der Zahl, geläutet wurden.“ Der Kirchturm gehört zusammen mit den Grundmauern des Chors zum ältesten Bestand unserer Pfarrkirche, von der es in der Inschrift auf der Südseite heißt: „Anno Domini 1467 am Sebastianstag hat der Hochgeborene Herr Ulrich, Graf zu Oettingen, Stifter, Gott zu Ehren dies Gotteshaus angefangen zu bauen in der Ehre des Heiligen Himmelsfürsten St. Sebastian.“ – Das heutige Geläut im gotischen Turm der Stadtpfarrkirche deutet auf eine wechselvolle Geschichte von über 500 Jahren hin. Sicher gehören die größten drei Glocken aus dem Jahr 1566 zusammen. Dafür spricht, dass sie alle drei die gleich lautende Inschrift tragen:

„amen + zu + gottes + lob + und + dienst + gehör + ich + cristof + glockengieser + zu nurmberg + gos + mich“.

Das Motiv der drei Töne „ges – g – c“ ist äußerst ungewöhnlich, weil es keinen üblichen Dur- oder Molldreiklang ergibt. Deshalb wurde das Geläut im Jahr 2010 durch zwei weitere Glocken ergänzt (siehe weiter unten).

Die größte Glocke in „ges“ weist vier Halbreliefs auf. Man erkennt den Gekreuzigten mit Maria und Johannes, St. Martin mit Bettler und Petrus mit den Himmelsschlüsseln, Adam und Eva unter dem Paradiesbaum sowie zwei Heilige, Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde mit Zeptern und einem Modell des Bamberger Doms. Heinrich und Kunigunde sind die Bistumspatrone von Bamberg und haben einen Bezug zum Glockengießer aus Nürnberg, das schon damals zum Erzbistum Bamberg gehörte.

Geläut der Stadtpfarrkirche St. Sebastian

Geläut der Stadtpfarrkirche St. Sebastian

Während die größte Glocke jedes Geläutes den Namen „Gloriosa“ trägt, wird die zweite Glocke mit dem Ton „g“ nach ihrer Funktion im Gebetsleben benannt. Es ist die Angelusglocke, die dreimal täglich zum Gebet vom „Engel des Herrn“ aufgerufen hat.  Der dritten Glocke mit dem Ton „c“ verdanken wir außer der oben genannten Inschrift die deutlich lesbar eingegossene Jahreszahl 1566. Weil sie die kleinste Glocke des ursprünglich dreistimmigen Geläuts ist, trägt sie den Namen „Taufglocke“. Das Jahr 1566 fällt in die Zeit des Grafen Friedrich V. zu Oettingen-Wallerstein (1516-1579) und erinnert an die Verträge von 1542 und 1563, durch die St. Sebastian endgültig zur katholischen Pfarrkirche Oettingens geworden ist.

Glockenturm der Pfarrkirche St. Sebastian

Glockenturm der Pfarrkirche St. Sebastian

Eine weitere Glocke mit dem Ton „f“ erfuhr in einem Artikel der Rieser Nachrichten vom 12.10.1987 besondere Erwähnung: „Am kleinen Turmvorbau wurde die Holzblende nach alten Bildern im neugotischen Stil nachgebaut und die bei der letzten Renovierung vor rund 30 Jahren dort aufgehängte Styropor-Nachbildung durch das Original ersetzt.“ Diese Totenglocke trägt die Aufschrift: „+ goss + mich +  mathias +  perner +  in + eichstett +  1734 + lux + aeterna + luceat + fidelibus + defunctis“  – „Das ewige Licht leuchte den seligen Verstorbenen“.

Eine weitere Glocke mit dem Ton „as“ trägt die Namen der vier Evangelisten „matthäus + markus + lukas + johannes“ sowie die Jahreszahl 1487 und wurde in alter Zeit zur Verlesung des Evangeliums geläutet. Sie wurde in sehr schwerer Rippe gegossen und klingt für ihre Größe (Durchmesser 60 cm, Höhe 48 cm) und ihr Gewicht (151 kg) eigentlich viel zu hoch. Bemerkenswert ist auch ein Eintrag in den „Heiligenrechnungen“ des Pfarramtsarchivs von St. Jakob in Oettingen: „1487 eine neue Glocke“. Unklar bleibt jedoch, ob es sich dabei tatsächlich um unsere Glocke handelt. Bei der Ergänzung des historischen Geläuts im Jahr 2010 wurde diese Glocke im Turm der St. Leonhardskapelle an der Wörnitz installiert und kann dort heute von Hand geläutet werden.

Die älteste Glocke der Stadtpfarrkirche

Die älteste Glocke der Stadtpfarrkirche

Am Dreifaltigkeitssonntag 2010 konnte das historische Geläut unserer Stadtpfarrkirche durch zwei neue Glocken ergänzt werden, die in Form und Klangcharakter dem vorhandenen Geläut exakt angepasst sind und in historischer Form nachgegossen wurden. Auch die Zierbänder und Reliefs entsprechen den vorhandenen Glocken – eine Meisterleistung der Glockengießerei Graßmayr in Innsbruck. Damit wurden die bisherigen Lücken im Gesamtklang ausgefüllt, sodass ein voller und wohlklingender Akkord entsteht. Die kleinere Glocke mit dem Ton es’’ hat einen Durchmesser von 66 cm und wiegt 185 kg. Sie wurde dem Heiligen Petrus, dem Patron der Fischer, geweiht und ist von Familie Xaver Wagner aus Oettingen gestiftet worden. Die größere Glocke mit dem Ton b’ hat einen Durchmesser von 89 cm und wiegt 440 kg. Sie wurde dem Heiligen Josef, dem Patron der Arbeiter, geweiht und ist vom 2. Bürgermeister der Stadt Illertissen, Herrn Josef Kränzle, für die Stadtpfarrei St. Sebastian in Oettingen gestiftet worden.

So präsentiert sich das Geläut im Jahr 2011:

Name Ton Jahr Gewicht Durchmesser Höhe
Gloriosa ges’ 1566 939 kg 118 cm 97 cm
Angelusglocke g’ 1566 780 kg 106 cm 87 cm
Josefsglocke b’ 2010 428 kg 88 cm 71 cm
Taufglocke c’’ 1566 310 kg 80 cm 67 cm
Petrusglocke es’’ 2010 174 kg 65 cm 53 cm
Totenglocke f’’ 1734 83 kg 51 cm 39 cm

Das Geläut der Evangelischen St. Jakobskirche Oettingen

Das wohlklingende fünfstimmige Geläut der evangelischen St. Jakobskirche ist im Jahr 1952 von dem berühmten Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen worden. Seine Glocken erklingen unter anderem auch im Mainzer Dom und im Konstanzer Münster. Das ursprüngliche historische Geläut von St. Jakob, das sicher auf das 16. Jahrhundert zurückging, musste bereits im 1. Weltkrieg abgegeben werden und wurde 1925 durch neue Glocken ersetzt. Im 2. Weltkrieg wurden diese wiederum eingeschmolzen, sodass heute bereits die 3. Generation von Glocken im Turm der St. Jakobskirche hängt.

Name Ton Gewicht
Dreieinigkeitsglocke des’ 1584 kg
Christusglocke f’ 758 kg
Betglocke as’ 423 kg
Kriegergedächtnisglocke b’ 295 kg
Taufglocke des’’ 168 kg