Auf der der Leonhardskapelle gegenüberliegenden Flussseite liegen die St.-Anna-Kapelle mit dem alten Friedhof und das ehemalige Leprosenhaus. Vermutlich in der Zeit der Kreuzzüge errichtet, wurde die Kapelle 1606 bis 1608 auf Anordnung der Oettinger Grafen weitgehend neu aufgebaut. Sie unterstand der städtischen Verwaltung und war seit der Reformation „gemeinschaftlich“, d. h. sie diente beiden christlichen Konfessionen. Im 18. und 19. Jahrhundert war sie Friedhofskapelle. Nach der Schließung des Friedhofs 1869 gab es immer wieder Initiativen zur Erhaltung der Kapelle, so unter dem katholischen Stadtpfarrer Deller Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Kapelle überstand im Gegensatz zu dem weitgehend zerstörten Leprosenhaus den Bombenangriff auf Oettingen im Jahr 1945 glimpflich.
Von der ursprünglichen Innenausstattung ist nur noch der Altar vorhanden. Im Stil der Hochrenaissance geschaffen, wurde er 1601 für die Schlosskirche in Hochaltingen gestiftet. 1828 ließ ihn Amalie Fürstin zu Oettingen-Spielberg hierher überführen. Das neue Tafelbild ist ein Werk des Künstlers Ernst Steinacker aus dem Jahr 2005. 2005 bis 2009 erfolgte eine Generalsanierung. Die Kunstgegenstände aus der Kapelle, eine Anna Selbdritt (um 1480/90), eine Pieta (Ende 15. Jahrhundert) und die Heilige Sippe (Joachim und Anna mit Maria, frühes 18. Jahrhundert) sind heute in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Sebastian zu besichtigen. Der “Förderkreis St. Anna-Kapelle e. V.” hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Gotteshaus und den umgebenden Friedhof instand zu halten und zu pflegen. Viel Wissenswertes findet man unter www.st-anna-oettingen.de.