Von Gott berufen

Von Gott berufen

Von Gott berufen

An der Tür eines Klassenzimmers in der Grundschule Oettingen hing im vergangenen Schuljahr ein großes Plakat. Darauf waren jede Schülerin und jeder Schüler mit einem Porträtfoto zu sehen, und darunter stand der Satz: “Was ich einmal werden möchte.” Da war vom Profi-Fußballer über den Feuerwehrmann bis hin zur Pferdepflegerin alles vertreten. Mir fiel dabei ein Wort des Apostels Paulus ein: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, und Gott teilt jedem seine besondere Gabe zu.“ Wir wünschen es unseren Kindern und Jugendlichen, dass sie an ihren Berufsträumen nach Möglichkeit festhalten können, dass sie ihre Talente und Fähigkeiten weiter ausbauen und glücklich werden. Auf jeden Fall gibt es einen, der immer zu uns hält und uns auf unsichtbare Weise unterstützt, und das ist Gott. Im Römerbrief heißt es nämlich: „Unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung durch Gott.“ Ja, jeder und jede von uns ist von Gott zu einer ganz bestimmten Lebensweise berufen: der Hand­werker, der Arzt, die Kranken­schwester, der Lokführer, die Lehrerin, der Koch, die Pianistin, der Gärtner, die Schneiderin, der Fußballer – wo immer ein Mensch in seinem Beruf aufgeht und ihn mit Leidenschaft erfüllt, da hat er seine wahre Berufung gefunden. Aber auch das Glück, Vater und Mutter zu werden, eine Familie zu gründen und für die Kinder da zu sein ist eine großartige Berufung, eine Lebens­aufgabe, die einen ganz und gar erfüllen kann.

In jedem Fall ist es bereichernd und motivierend, seinen Lebensstand oder Berufsstand nicht nur als notwendiges Übel zu betrachten, weil man eben im Leben irgendwas machen muss oder weil man eben Geld verdienen muss. Nein, es ist die Berufung von Gott her, sein Geschenk an uns und sein Versprechen, uns ein Leben lang die Treue zu halten, egal wie schwer es auch manchmal sein mag, seiner inneren Stimme zu folgen und sein Leben mit Sinn zu erfüllen.

Und schließlich gibt es da noch eine besondere Berufung, die uns als getauften Christen zugesprochen ist: die geistliche Berufung, für Gott und mit Gott zu leben. Auch diese Berufung ist unwiderruflich. Bei allen Talenten und Fähig­keiten, die jeder von uns mitbekommen hat, ist der Glaube ein ganz besonderes Geschenk, weil er dem Leben Sinn und Richtung gibt und auch in schweren Zeiten Kraft schenkt.

Denken Sie einen Augenblick über Ihr Leben nach. Haben Sie Ihren bisherigen Lebensweg nur als Ablauf von Zufällen empfunden? Oder sagen Sie im Rückblick auf Ihren Werde­gang: Ja, ich habe meine Berufung und meinen Lebensinhalt gefunden, das, was mich innerlich ausfüllt und zufrieden macht. Papst Benedikt XVI. hat einmal gesagt: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Das stimmt. Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Lebensweg. Gott gebe uns den Mut und die Entschlossenheit, unseren eigenen Weg zu gehen, auch in Durststrecken durchzuhalten, eine klare und aufrechte Richtung beizubehalten und so dem Ziel unseres Lebens näher zu kommen. Mit dem Psalmisten bekennen wir: „Ich gehe meinen Weg vor Gott im Lande der Lebenden.“ (Ps 116)

Ulrich Manz

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