Danken und teilen

Danken und teilen

Danken und teilen

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Dieses afrikanisches Sprichwort kommt mir in den Sinn, wenn ich darüber nachdenke, wofür wir am heutigen Erntedank­sonntag dankbar sein dürfen. Wir dürfen dankbar sein, dass in unserer Gesellschaft viele kleine Leute an vielen kleinen Orten für unser tägliches Brot sorgen. Denn was wären die Früchte der Erde ohne die menschliche Arbeit! Mit einem Fachbegriff bezeichnet man das Miteinander, den Zusam­men­halt und die Zusammenarbeit als arbeitsteilige Gesell­schaft. Sie hat sich in der Menschheit schon vor zehntausen­den von Jahren im Alltag der Jäger und Sammler bewährt.

Arbeitsteilung ist eigentlich eine durch und durch christliche Angelegenheit. Es geht dabei um die Talente, die jedem von uns in die Wiege gelegt worden sind und die wir in das gesellschaftliche Zusammenleben mit unserer Arbeit und unserem Beruf einbringen. Im Idealfall bringt jeder das ein, was er am besten kann. Es geht um das Zusammen­spiel nach dem Vorbild des Apostels Paulus vom Leib und seinen vielen Gliedern. Paulus sagt: „Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach.“ Und genau für dieses Miteinander einer arbeitsteiligen Gesellschaft möchten wir heute danken. Danke an alle, die gepflanzt, gesät, gehegt, gepflegt und geerntet haben. Danke an alle Landwirte, an alle Bäcker, an alle Gärtner, an alle Metzger. Danke vor allem für die Arbeiten, die keiner von uns gerne erledigt. Danke an alle, die mit ihrer Arbeitskraft zum Aufbau einer lebendigen Gesellschafft beitragen.

Freilich kennen wir auch die gesellschaftlichen Probleme, die immer dann entstehen, wenn sich zu viele Mitmenschen aus der Arbeitsteilung herausnehmen, sich nur noch bedienen lassen und sich ins Private zurückziehen. Diese Art von Egoismus macht alles kaputt. Unser Herr Jesus Christus hat einmal gesagt: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn ein gewisses Mindestmaß an Arbeit, Dienst­leistung, Pflichtgefühl, Hilfsbereitschaft und Opfer­bereitschaft in sie eingebracht wird. Wir müssen auf das Gemeinwohl achten und uns immer wieder gerne dem Dienst an der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, jeder an seinem Platz. Wo dies im vergangenen Jahr gelungen ist, da sagen wir ein großes Dankeschön und Vergelts Gott. Wir wollen das Ideal der Mitmenschlichkeit immer wieder neu in unserer Mitte wachrufen, einander helfen und uns gegenseitig bestärken. „Danken und teilen“ heißt nicht umsonst der Merkvers, der schon im Kindergartenalter eingeübt wird. In einem neuen geistlichen Lied von Claus-Peter März kommt diese Haltung besonders schön zum Ausdruck: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt.“

Ulrich Manz

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